Das Kongresszentrum Karlsruhe ist am Mittwoch, dem 08. Oktober
2008, von 13:00 bis 14:00 Uhr Schauplatz eines Autorennens der
besonderen Art: Am Start sind sechs Studenten-Teams, die ihre
Fahrzeuge mit Hilfe der hohen Kunst der Verfahrenstechnik
ausschließlich durch (bio-)chemische Reaktionen betreiben. Das
Sieger-Team kann sich über einen Geldpreis von 2.000 Euro freuen und
nimmt den ChemCar-Pokal mit nach Hause.
Folgende Teams gehen
am 08. Oktober beim 3. ChemCar-Wettbewerb an den Start:
·
Team Greenhound / RWTH Aachen,
· CurrentCarBerlin / TU
Berlin,
· MyBeck II / TU Chemnitz,
· Roadrunner / TU
Clausthal,
· S.O.S - Spirit of Sugar / TU Graz,
· Tamachrito /
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Dieser Wettbewerb
möchte jungen Chemikern und Verfahrenstechnikern nicht nur Spaß am
praktischen Arbeiten vermitteln. Er soll auch den "alten Hasen" der
Branche zeigen, welche frischen und kreativen Ideen von der neuen
Generation Chemieingenieure/Verfahrenstechniker erdacht, geplant und
umgesetzt werden können. Dabei geht es nicht um den "Autoantrieb der
Zukunft"; vielmehr werden die vielfältigen Möglichkeiten der Chemie
und Verfahrenstechnik gezeigt, um ein Auto anzutreiben und die
geforderte Distanz so genau wie möglich zurückzulegen.
Das
ChemCar-Rennen wurde 2006 von den kreativen jungen
Verfahrensingenieuren (kjVI) mit Unterstützung der VDI-GVC
Gesellschaft Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen und der
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.
ins Leben gerufen. Durch die Sponsoren BASF, Bayer Technologies
Service, Merck, Evonik und Thyssen Krupp ist dieses Autorennen der
etwas anderen Art nun fester Bestandteil der ProcessNet-Jahrestagung
und stellt einen der Programmhöhepunkte dar.
Die
ProcessNet-Jahrestagung ist das große Jahrestreffen der Ingenieure,
Verfahrenstechniker und Chemiker. Vom 07.-09. Oktober werden in
Karlsruhe entscheidende Beiträge der chemischen Technik zu den
wichtigen Bedürfnisfeldern Energie, Mobilität und Gesundheit
vorgestellt. Mit seinem Vortrag "Kernfusion: Klimaretter oder
Utopie" eröffnet Professor Alexander Marian Bradshaw vom MPI für
Plasmaphysik in Garching am 07. Oktober das hochkarätige
Programm.
Weitere Informationen: http://www.dechema.de/jt2008 und http://www.chemcar.de
Bildmaterial
über Dr. Kathrin Rübberdt, Tel.: 069/7564-442, E-Mail: ruebberdt@dechema.de
Kurzvorstellung der teilnehmenden Teams:
Team Greenhound - ChemCar-Team der RWTH AachenNormann Lahann, Daniela Bross,
Carolin Goebels, Pamela Wenk, Philipp Comanns, Torben
Schmitz
Die Grundidee dieses Konzeptes ist eine moderne
Interpretation eines der Meilensteine der Elektrochemie, der Galvanischen Zelle. Als bioverfahrenstechnisches Team kombiniert das
Team Greenhound sie mit einer biochemischen Reaktion für den
Antrieb. Im Gegensatz zur klassischen Galvanischen Zelle wird hier
kein Elektrolyt vorgelegt, sondern in einer enzymatischen Reaktion
erzeugt. Damit wird das klassische Prinzip mit einer neuen,
innovativen Idee kombiniert, die zugleich in hohem Maße
umweltfreundlich ist.
Bei der hier eingesetzten biochemischen
Reaktion handelt es sich um die enzymatische Umsetzung eines
Speiseöles durch eine Lipase. Diese Art der Antriebsquelle bietet
also die Perspektive eines pflanzlichen, nicht-fossilen Brennstoffes
mit CO2-Neutralität, d. h. das globale CO2-Gleichgewicht würde durch
den hier ausgewählten Prozess nicht verändert.
Dieses ChemCar
kann fast ausschließlich mit haushaltsüblichen Produkten und
Chemikalien betrieben werden. Der Teamname Greenhound leitet sich
vom weltgrößten Omnibusunternehmen "Greyhound" ab. Gleichzeitig
steht er für ein umweltbewusstes und ökologisches Fahrzeugkonzept.
CurrentCarBerlin - ChemCar-Team der TU BerlinTobias Reier,
Anne Bottin, Ulrike Schmücking, Jérome Bender, Sebastian Riethof,
Max Bielig, André Schulz
Das Fahrzeug der TU Berlin ist mit
einem elektrochemischen Antrieb ausgestattet. Mit Hilfe einer Galvanischen Zelle wird zwischen zwei Elektroden ein Gleichstrom
erzeugt, mit dem ein handelsüblicher Gleichstrommotor angetrieben
wird.
Um die notwendige Betriebsspannung zu erzeugen, werden mehrere Elektrodenpaare in Reihe geschaltet. Das im Motor erzeugte
Drehmoment wird mit einer Übersetzung auf die Antriebsachse
übertragen. Die zurückgelegte Strecke wird durch eine chemische
Reaktion reguliert. Durch die Zudosierung eines Substrats werden die
Ionen in der Lösung gebunden und damit der Stromfluss soweit
herabgesetzt, dass das Chemcar anhält.
MyBeck II - ChemCar-Team der TU ChemnitzAlexander Schade,
Thomas Weißbach, Mario Possiwan, Thomas Ebert
Die meisten der
heutigen Fahrzeuge bewegen sich mit Hilfe von Verbrennungsmotoren
fort. Die dabei entstehende Abwärme stellt eine Energiequelle dar,
die bisher aber kaum genutzt wird.
Das Team MyBeckII
simuliert die Abwärme eines Verbrennungsmotors mit Hilfe eines Mikrostrukturreaktors, in dem Schwefelsäure mit Ammoniaklösung
neutralisiert wird. An der Außenseite sind Seebeck-Elemente
angebracht, die aus dem Temperaturgradienten zwischen Reaktor und
Kühlkörper Strom erzeugen.
Roadrunner - Chemcar-Team der TU ClausthalSebastian
Stenger, Yasin Cengiz Celik
Das Fahrzeug des Clausthaler
Teams wird mit einer elektrochemischen Reaktion angetrieben. Als Energiequelle dient eine Magnesium/Luft-Batterie, die den
Luftsauerstoff an einer Gasdiffusionselektrode katalytisch
reduziert. Durch Hintereinanderschaltung mehrerer Zellen wird eine
Spannung von etwa 2 V erzeugt. Sie wird mit Hilfe eines
Spannungswandlers transformiert, damit ein Elektromotor angetrieben
werden kann.
Durch eine weitere elektrochemische Reaktion
wird das Fahrzeug angehalten. Dabei wirkt eine Ag/Au-Zelle als
"chemisches Gedächtnis". Als Elektrolyt dient eine
Silber-Phosphat-Lösung. Zunächst wird eine definierte Menge Silber,
die der Strecke proportional entspricht, an einem Gold-Draht
abgeschieden. Dafür muss die Strecke in einem Vorversuch einmal
abgefahren werden.
Während der Wettbewerbsfahrt wird dann
diese definierte Silbermenge aufgelöst. Wenn sie verbraucht ist,
kommt es durch die danach einsetzende Wasserelektrolyse zu einem
Potentialsprung. Mit diesem Signal wird das Fahrzeug angehalten.
S.O.S - Spirit of Sugar - Chemcar-Team der TU Graz /
ADieter Woisetschläger, Florian Irschara, Daniel Kahr, Thomas
Knauss, Christian Pram-staller, Gerhard Spruk
Als Energiequelle dieses ChemCar wird der Energydrink Red Bull als
Treibstoff eingesetzt. Hintergrund der Funktionsweise ist eine
elektrochemische Reaktion (enzymatische Oxidation der Glucose bzw.
Saccharose), die in einer selbstgebauten Zelle
stattfindet.
Um einen möglichst hohen Ionenaustausch in der
Zelle zu erzielen, werden spezielle Membranen und Elektroden
verwendet. Durch die Potentialdifferenz wird der Elektromotor des
Fahrzeugs angetrieben.
Tamachrito - ChemCar-Team der Otto-von-Guericke-Universität
MagdeburgTobias Heidig, Tanja Buch, Martin Behrendt, Christine
Weinzierl
Das ChemCar der Universität Magdeburg wird mit Wasserstoff angetrieben. Dieser wird durch die Reaktion von
Magnesium mit Wasser erzeugt. Dadurch entseht ein Überdruck, der
eine Turbine antreibt. Die Drehbewegung des Turbinenrades wird durch
ein Magnetpaar auf die Antriebsachse übertragen.
Um die
geforderte Strecke mit möglichst niedrigem Energieaufwand
zurückzulegen, ist dieses ChemCar in spezieller Leichtbauweise
konstruiert worden. Durch das geringe Gewicht und die dadurch
kleineren Reibungskräfte kann die erforderliche Wegstrecke genau
eingestellt werden.
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